
Ehrenamtlichkeit hat Sinn und macht Sinn. Warum? Millionen von Menschen sind aus freiem Entschluss bereit, sich in Kirchen, Wohlfahrtsverbänden und Organisationen, Verbänden und Selbsthilfegruppen, Parteien und Bürgerinitiativen für unverzichtbare Aufgaben und das Gemeinwohl zu engagieren. Unser Gemeinwesen ist ohne dieses Engagement nicht denkbar.
Ehrenamtlichkeit ist Verantwortungsbereitschaft. Darin kommt zum Ausdruck: gelebte Solidarität, praktizierte Subsidiarität und die Freiheitlichkeit unseres Gemeinwesens. Hier wird deutlich, was verantwortete Freiheit bedeutet, und dass Freiheit immer an Verantwortung gebunden ist. Es gibt immer einen Zusammenhang von Freiheit und Verantwortung.
Im sozialen Ehrenamt erkennen wir praktizierte Nächstenliebe und damit die Frage, wie weit darf Solidarität kollektiviert werden (sozusagen verstaatliche Nächstenliebe)? In der kommunalen Gemeinschaft könnten neue Wege gewagt werden. Sie in subsidiärer Perspektive zu stärken, das ist eine dringende und notwendige Aufgabe. Ehrenamtliches Engagement ist Subsidiarität. Wenn kein Gemeinwesen darauf verzichten kann, dann ist es Pflicht des Staates sicherzustellen, dass sich diese Verantwortungsbereitschaft entfalten kann. Und sei ein Staat noch so mächtig (eine erschreckende Vorstellung), auf diese gelebte Solidarität und Subsidiarität ist er angewiesen.
Freiwillige und ehrenamtliche Tätigkeit bezieht sich auf Politik und Kultur, Freizeit, Jugendarbeit und Sport, Kirchen und Religionsgemeinschaften, Gesundheit und Sozialwesen, Katastrophenschutz und Rettungswesen, freiwillige Feuerwehren, Arbeitsschutz, Tarifparteien, Wissenschaft und Justiz, Umwelt und Naturschutz. Geradezu großartig zeigt sich das Ehrenamt in seinem Beitrag zur Integration. Was hier z. B. im Sport geleistet und erreicht wird, das verdient höchste Anerkennung. Die geistige Schaffenskraft für das Ehrenamt erwächst auch aus der Bindung an die Heimat. Denn Heimat kann man nicht konsumieren, sondern sie muss erlebt und gelebt werden. Heimat will begehrt, gestaltet und vererbt werden.
Ich bitte, mir das folgende Zitat zu gestatten, in dem so treffend zusammengefasst wird, um was es geht. In einer gemeinsamen Erklärung des damals amtierenden deutschen Bundespräsident Johannes Rau mit den drei ehemaligen Präsidenten Roman Herzog, Richard von Weizsäcker und Walter Scheel anlässlich des 50. Jahrestages der Wahl des ersten Bundespräsidenten Theodor Heuss hieß es: „Für die Stabilität und Anziehungskraft unserer Demokratie ist ihre Entfaltung und Stärkung als Lebensform unabdingbar. Wir können und sollen nicht alles vom Staat, von Sicherungssystemen und Großorganisationen erwarten. Erst die Vielfalt der Freiheiten und Verantwortlichkeiten, Initiativen und Engagements, Freiwilligkeit und Verpflichtungen – also eine verantwortungsbereite Bürgergesellschaft – halten das Gemeinwesen zusammen. Darum brauchen wir neben staatlichem Handeln, das gleiche Lebenschancen für alle fördert, das am Gemeinwohl orientierte Engagement möglichst vieler Bürgerinnen und Bürger für soziale, humanitäre, kulturelle und ökologische Aufgaben.“
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