
Kürzlich bin ich auf einen außerordentlichen Artikel von ungewöhnlicher Seite gestoßen. Der Generaldirektor des Wiener Museums MAK Christoph Thun-Hohenstein hat einen Essay mit dem Titel
KLIMASCHÖNHEIT: Die Kunst, Fortschritt neu zu gestalten
Christoph Thun-Hohenstein, MAK
veröffentlicht. Diese neue Wortkreation hatte sofort meine Aufmerksamkeit.
Wie genial, wie schön, wie einfach ist dieses Wort und warum wurde es nicht schon früher verwendet und entdeckt!? Noch bevor ich den Artikel gelesen hatte, erzeugte das Wort ein Feuerwerk in meinem Kopf.
Ja – genau! Lasst uns eine schöne Welt entwickeln – eine, in der wir nicht an dicker Luft ersticken, eine, in der Klimawandelmaßnahmen nicht Verzicht, sondern eben Fortschritt, Schönheit und Positives bedeuten, und das, wie gesagt, noch bevor ich den Artikel gelesen hatte.
Im heutigen Artikel werde ich die wichtigsten Zitate für euch aus dem Artikel picken und euch einladen, mit mir diese tolle Vorstellung zu besuchen. Ich finde es großartig, dass sich nun anscheinend die Kunstszene dem Thema annimmt und freue mich sehr auf die Ausstellung, zu der wir nun die ganze Energieszene zusammengetrommelt haben. Wer mit dabei sein will, einfach hier im Thread antworten. Wir sind am 1.7. um 17 Uhr dort.
Wie genial!! Sollten wir eine Tag ausmachen wo sich die Energieleute Österreichs dort treffen! https://t.co/LgwEwu2S87
— Cornelia Daniel (@CorneliaDaniel) June 14, 2020
Nun, wie versprochen, einige für mich spannende Gedanken aus dem Essay:
Neues Mindset für eine zukunftsfähige Gesellschaft
Thun-Hohenstein führt zwei neue Begriffe in die Debatte ein. PLANET HEALING und CLIMATE CARE und plädiert für ein völlig neues Mindset. Eines, welches nicht auf Ausbeutung, sondern auf höchst menschlichen Werten aufbaut. Hier ein kurzes Zitat daraus:
… Gerade weil der Klimawandel mit diesem enormen Ressourcenverbrauch, der Zerstörung von Ökosystemen und dem Verlust der Biodiversität eng verwoben ist, braucht es dringend eine grundlegend neue Beziehung der Menschen zur Erde samt ihren Spezies, eine Beziehung, die nicht auf Ausbeutung der Ressourcen
Christoph Thun-Hohenstein
der Erde abzielt, sondern von Respekt, Solidarität, Demut sowie Wertschätzung ihrer Schönheit, biologischen Vielfalt und Ressourcen getragen ist. Aber auch das reicht nicht – die Erde verlangt echte Zuneigung!
Warum wir uns nicht auf China ausreden können, sondern unser aller Handeln gefordert ist.
Er geht auch auf die gern verbreitete Meinung ein, dass wir in Österreich ja ohnehin zu klein sind um irgendetwas zu verändern. Genau dieses Mindset führt aber dazu, dass sich niemand verantwortlich fühlt und eben genau diese Verantwortung für jeden Menschen auf diesem Planeten aber genau gleich ist.
Wie jede und jeder von uns Teil des Problems ist, sind wir auch alle Teil der Lösung…
Christoph Thun-Hohenstein
Ja richtig, Verantwortung abgeben, ist, meiner Meinung nach, die ultimative Krankheit unserer Zeit. Millionen werden allerorts ausgegeben, nur um für jede Entscheidung einem anderen die Verantwortung weitergeben zu können. So auch beim Klimathema, auch hier stiehlt man sich gerne mit Ausgleichszahlungen aus der Verantwortung: Lieber zahlen, als das Verhalten ändern. Oder eben die Verantwortung abgeben, indem man anderen die Schuld gibt oder sich selbst klein macht.
Warum Kunst und Kreativität bei der Bewältigung dieser ökologischen Gesamtkrise eine zentrale Rolle zukommt
Der für mich schönste Teil des Essays kommt für mich zum Schluss. Ich rate also allen, sich von der Länge des Essays nicht abhalten zu lassen. Das Ende erinnert mich interessanterweise an eine der tollsten Ausstellungen, die ich im MAK besuchen durfte: Die Beauty Ausstellung von Sagmeister & Walsh. Thun-Hohenstein erläutert zum Schluss, warum Kunst und Kultur einen so wichtigen Beitrag in der Transformation unserer Gesellschaft beitragen müssen in einem großartigen Satz:
SCHÖNHEIT VERMAG UNS ZU BESSEREN MENSCHEN ZU MACHEN…
… und wir können uns gerade inmitten einer ökologischen Gesamtkrise nicht leisten, auf Idealvorstellungen wie Harmonie und Schönheit zu verzichten… Worauf es angesichts einer so komplexen Krise ankommt, ist das Potenzial von Klimaschönheit, in unserer Imagination etwas grundlegend Neues, positiv Besetztes aufzumachen, ein Potenzial, das – so ist zu hoffen – auch KünstlerInnen und Kreative fasziniert.
Christoph Thun-Hohenstein
Bürger-ZukunftsdesignerInnen gesucht
Abschließend möchte ich noch darauf hinweisen, dass jeder und jede aufgerufen ist, selbst einen Beitrag zum Thema „Klimaschönheit: die Kunst, Fortschritt neu zu gestalten“, zu leisten und entweder textlich oder künstlerisch tätig zu werden. Herausragende Beiträge werden im Rahmen des MAK Future Labs präsentiert. Beiträge sollen an office@mak.at geschickt werden. Hier noch einmal der Link zum Essay.
Würde mich jedenfalls freuen, den ein oder die andere am 1. Juli im MAK zu treffen!
Titelbild © Florian Semlitsch, Text: © MAK/Georg Mayer
Neueste Kommentare