
Kostenwahrheit (auch: Verursachergerechtigkeit) bedeutet, dass volkswirtschaftlich nach dem Verursacherprinzip gehandelt wird und auftretende Externalitäten internalisiert werden.
Demnach würden die Verursacher/innen die negativen externen Effekte (auch: externe oder soziale Kosten) tragen. Oftmals zeigt sich jedoch, dass externe Kosten im wirtschaftlichen Entscheidungsprozess der Verursacher/innen nicht mitberücksichtigt werden. Anstelle der Verursacher/innen werden (Teil-)Kosten bzw. negative Auswirkungen unbeteiligten Marktteilnehmer/innen auferlegt.
Externe Effekte und fehlende Kostenwahrheit
Situationen, bei denen die Preise von Produkten und Dienstleistungen nicht die wahren Kosten der Herstellung bzw. Erbringung widerspiegeln, gibt es zuhauf. Folgend drei ausgewählte Beispiele:
- Die Preisgestaltung bei Tickets im Flugverkehr beinhaltet nicht jene Kosten, welche die Allgemeinheit in Folge des anthropogenen Klimawandels tragen muss, obwohl durch den CO2-Ausstoß ein erheblicher Beitrag zum Klimawandel geleistet wird.
- Bei der Energieproduktion stellen beispielsweise Schadstoffemissionen und deren negativen Folgen auf Mensch, Tier und Klima externe Effekte dar. Hohe Anteile nicht internalisierter externer Kosten ergeben sich insbesondere bei Atomenergie (z.B. umweltverschmutzende Endlagerung), sowie Stein- und Braunkohle (z.B. Luftverschmutzung und deren gesundheitlichen Folge).
- Im Verkehrssektor zählen etwa Stau, Luft- und Lärmverschmutzung zu den externen Effekten und haben negative Folgen auf Gesundheit (z.B. Asthma), Klima (CO2-Anstieg in Atmosphäre) und Arbeitswelt (z.B. Fehlstunden und unerledigte Aufgaben). Die Folgekosten werden im Treibstoffpreis nicht abgebildet und müssen vonder Allgemeinheit getragen werden.
Förderung von Kostenwahrheit gemäß dem Verursacherprinzip
Vor einiger Zeit lud das Institut für Umwelt, Friede und Entwicklung (IUFE) zu einer zweitägigen Fachtagung zu Aspekten der Kostenwahrheit im Kontext der Sustainable Development Goals (SDGs) ein. Dabei wurde mit Expert/innen über unterschiedlichste Aspekte der Bemessung externer Effekte, sowie der verursachungsgerechten Zuordnung anfallender Kosten gesprochen. So widmete sich beispielsweise Peter Weish (Forum Wissenschaft & Umwelt), Susanne Langmair (Öst. Bundesforste), Martin Kniepert (BOKU), Manfred Kohlbach (BMNT) und Margit Schratzenstaller (WIFO) den ökologischen und ökonomischen Zugängen zum Thema der Kostenwahrheit. Im Rahmen dieser IUFE- Fachtagung zeigten die referierenden Expert/innen folgende Aspekte im Kontext der Förderung von Kostenwahrheit auf (Auswahl):
- Martin Kniepert (BOKU) erläuterte die ökonomisch-theoretischen Grundlagen zum Thema Kostenwahrheit, sowie die unterschiedlichen Instrumente, um externe Effekte zu internalisieren (Details).
- Manfred Kohlbach (BMNT/vormals BMLFUW) skizzierte den Klimawandel als volkswirtschaftliche Externalität und stellte die Frage, ob Klimafinanzierung ein möglicher Lösungsansatz wäre (Details).
- Margit Schratzenstaller (WIFO) zeigte preisbasierte Instrumente zur Internalisierung negativer externer Effekte auf, bei der eine nachhaltige Abgabenstrukturreform inkl. Umweltsteuern eine zentrale Rolle spiele (Details).
- Peter Weish (Forum Wissenschaft & Umwelt) thematisierte die Bepreisung von Natur, Tier- und Pflanzenarten, sowie natürlicher Ressourcen aus Sicht der Humanökologie und Umweltethik (Details).
- Susanne Langmair-Kovács (Öst. Bundesforste) zeigte einen möglichen Ansatz auf, um verschiedenen Ökosystemleistungen des Waldes preislich abzubilden mit dem Ziel, die Abbildung der Externalisierung von Kostens, sowie die daraus folgende Erhöhung von Kostenwahrheit zu erreichen (Details).
Schlussfolgerung
Die Erreichung von Kostenwahrheit bzw. Verursachergerechtigkeit ist essentiell für nachhaltige Entwicklung. Bei der Ermittlung der tatsächlichen Kosten unseres Handelns und bei der Erhebung der externen Effekte gibt es selbstredend je nach Mess- und Bewertungsmethoden Unterschiede. Nichtsdestotrotz zählen neben vertraglichen Regelungen und ordnungspolitischen Maßnahmen (bspw. Grenzwerte) die marktbasierten Instrumente (bspw. Zertifikatshandel und Umweltsteuern) zu den gängigen Ansätzen der Internalisierung externer Effekte. Möchte man wirtschaftlichen Erfolg einer Volkswirtschaft zukünftig sicherstellen, ist Umwelt- und Ressourcenschutz sowie soziale Gerechtigkeit unerlässlich. Dafür braucht es notwendigerweise Rahmenbedingungen und Maßnahmen zur Förderung der Kostenwahrheit. Die Einhaltung des Verursacherprinzips ist unerlässlich – zum Wohle der Allgemeinheit.
Quellen und weiterführende Informationen
- Gastbeitrag „Was hat KOSTENWAHRHEIT mit den SDGs zu tun?“ für die SDG Watch Austria von Florian Leregger (2017)
- Nachlese (inkl. Bericht, Vortragsunterlagen und Podcasts) der IUFE-Fachtagung 2017 „Kostenwahrheit – Chancen und Herausforderungen ökologisch und wirtschaftlich nachhaltiger Entwicklung“
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