Eigentlich sollte hier der Blogbeitrag: Einspeisetarife und Subventionen für fossile Energieträger entstehen. Neben den „offensichtlichen“ Dingen wie Steuerbegünstigungen bin ich über das Thema externe Kosten gestolpert. Ich hatte mich vor Jahren damit beschäftigt, es aber wieder vergessen, weil darüber selten diskutiert wird.
Externe Kosten der fossilen Energien
Ich möchte die externen Kosten im Rahmen der Einspeisevergütung deshalb behandeln, weil sie im weitesten Sinne ebenfalls als Subvention zu sehen sind. Sie müssen von der Allgemeinheit getragen werden, weil sie dem Verursacher nicht angelastet werden.
Definition: Als externen Effekt bezeichnet man in der Volkswirtschaftslehre die unkompensierten Auswirkungen ökonomischer Entscheidungen, für die also niemand bezahlt oder einen Ausgleich erhält, auf unbeteiligte Marktteilnehmer. Sie werden nicht in das Entscheidungskalkül des Verursachers einbezogen. Volkswirtschaftlich gesehen sind sie eine Ursache für Marktversagen und können staatliche Interventionen notwendig werden lassen. (Quelle)
Die Berechnung dieser Kosten ist denkbar schwierig, weshalb sie in der Diskussion oft vernachlässigt werden. Das bedeutet aber nicht, dass sie nicht vorhanden wären. Im Energiebereich gehören dazu (alle Beispiele):
- Luftverschmutzung, Feinstaubbelastung und die daraus resultierenden Gesundheitsschäden
- Gewässerverschmutzung, Abfall und Lärmbelastung, die durch öffentliche Gelder wieder behoben werden müssen
- Kosten aus Umweltkatastrophen und die dadurch entstehenden gesellschaftlichen Schäden
- Ewigkeitskosten beim Steinkohleabbau
- Im Fall von Atomenergie, die Kosten für die Endlagerung
- Politische und militärische Sicherung der Zugänge
Klares Ergebnis der externen Kosten zugunsten der Erneuerbaren
Ich konnte eine Studie im Auftrag des Deutschen Bundesministeriums für Umwelt finden, die 2007 tatsächlich eine konkrete Zahl externer Kosten ermittelt hat: Sie rechnet mit Schadenkosten von 70 € für jede Tonne CO2. Die Studie dazu gibt es hier auf S. 21. Mit diesem Wert in der Tasche haben sich die Ersteller daran gemacht, jeden Energieträger mit einem ct/kWh Betrag an verursachten externen Kosten zu versehen. Das (Un)verhältnis zwischen den Energieträgern wird dadurch so klar, dass man nicht mehr behaupten kann, dass ja auch der Bau von Erneuerbaren Kraftwerken die Umwelt verschmutzt. Laut dieser Studie wurden folgende externe Kosten berechnet. (nur ein Auszug, alle Details hier auf S. 41)
Externe Kosten der einzelnen Energieträger
- Braunkohle : 7,9 Cent/kWh
- Erdgas: 2,9 Cent/kWh
- PV/PV 2030: 1 Cent/kWh bzw. 0,58 Cent/kWh
- Solarthermie (verstromt): 0,18 Cent/kWh
- Wind: 0,15 Cent/kWh
Ich finde diesen Vergleich genial. Mich überrascht der unglaublich kleine Wert für Solarthermische Kraftwerke und Wind. Ob wohl die toten Vögel in der Berechnung berücksichtigt sind ;-)? Interessant ist auch, dass bei PV als einzige ein Zukunftswert angegeben wurde. Hier gibt es anscheinend noch großes Verbesserungspotential was die externen Kosten betrifft, obwohl Sie auch so lediglich 1/8 von zB. Braunkohle ausmachen. Nicht enthalten sind leider die externen Kosten von Atomenergie. Bei Interesse gibts dazu einen interessanten Beitrag von Eurosolar.
Vermiedene externe Kosten so hoch wie EEG Aufwendungen
Durch den nach EEG vergüteten Strom konnten in Deutschland im Jahr 2006 (…) Emissionen von 46 Mill. t CO2, 15 kt SO2, 32 kt NOX und 3 kt Feinstaub vermieden werden (…) entspricht dies vermiedenen externen Kosten in Höhe von ca. 3,4 Mrd. €. Dem steht eine EEG-Vergütung in Höhe von etwa 5,5 Mrd. € gegenüber, bei einem anlegbaren Strompreis von 4,4 ct/kWh entspricht dies einer Förderung durch das EEG in Höhe von 3,2 Mrd. €. Es kann davon ausgegangen werden, dass die EEG-Aufwendungen zur Förderung erneuerbarer Energien durch vermiedene externe Kosten vollständig kompensiert werden.
Natürlich ist das nur eine Studie und bekanntlich sollte man ja keiner Studie trauen, die man nicht selbst gefälscht hat. Trotzdem denke ich, dass das Deutsche Umweltministerium so falsch nicht liegen kann und es zumindest wichtig ist, diese externen Kosten zu thematisieren und etweder in den Strompreis zu internalisieren oder die benachteiligten Kraftwerke zu subventionieren. Markttechnisch wäre ersteres natürlich viel klüger, vor allem unter dem Hintergrund, dass die fossilen Kraftwerke nicht nur externe Kosten verursachen, sondern auch noch mit realem Geld oder Begünstigungen subventioniert werden (Details dazu im nächsten Beitrag). Das dies zu einer unglaublichen Geldverschwendung führt, brauche ich wohl nicht näher zu erläutern.
Es gibt übrigens noch weitere Studien welche untersucht haben wie hoch die externen Kosten einer Tonne CO2 sind. Die Bandbreite reicht von € 15,-/tCO2 (BMU) bis $ 600/tCO2 (Hohmeyer). In einem Punkt sind sich aber alle einig: Der Unterschied zwischen fossilen und erneuerbaren Energien ist eklatant.
So viel zum Thema externe Kosten. Im nächsten Beitrag geht es dann wie versprochen um die monetären Subventionen fossiler Energieträger.
Siehe auch die anderen Teile der Blogserie:
- Start der Blogserie
- Blogserie Teil 1: Einspeisetarife für Anfänger
- Blogserie Teil 3: Monetäre Subventionen fossiler Energieträger
- Blogserie Teil 4: Konjunkturmotor Einspeisetarif in Gemeinden
- Blogserie Teil 5: Negativbeispiel Spanien
- Blogserie Teil 6: Der Hidden Champion Belgien
- Blogserie Teil 7: Der Sklavenhandel und die Energiewirtschaft
Weiterführende Links
- Bundesverband Windenergie – Externe Kosten
- Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit: Externe Kosten der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien im Vergleich zur Stromerzeugung aus fossilen Energieträgern
- Externer Effekt
- Konkrete Beispiele für externe Kosten bei der Energieerzeugung
- Eurosolar: Die Kosten der Atomenergie
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